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Der PC - eine Kurzhistorie

Es gibt wohl kaum eine so kontroversielle Story über ein erfolgreiches Produkt als die des Personal Computers.

Obwohl weder der Prozessor, noch das Betriebssystem bei weitem nicht das Beste sind, was die Technik verfügbar hat, ist der "PC" ein Hit.   Vor dem PC - sowie er von Big Blue konzipiert wurde - gab es schon Computer, die man durchaus "personal" bezeichnen durfte.

Mitte der 70er Jahre brachte die Firma MITS (Micro Instrumentation and Telemetry Systems) mit dem Altair im amerikanischen Magazin "Popular Electronics" einen Bausatz, "der es mit handelsüblichen Modellen aufnehmen kann" so eine Werbebroschüre. Von wegen Aufnehmen; auf dem Altair mussten die einzelnen Bits mit Kippschaltern eingegeben werden.

Das waren noch Zeiten.


Die folgenden Jahre sahen Computer von Commodore (unter anderen der Pet, das Spielzeug für den Elektroniker), von Adam Osborne mit dem Betriebssystem CP/M (Control Programme for Microprocessors; Steuerprogramm für Mikroprozessoren) von Digital Research und Tandy.

Als Apple mit Lisa einen grafikorientierten Computer auf den Markt brachte, läuteten in Armonk (Hauptquartier von IBM) die Alarmglocken. Und zwar nicht auf der höchsten Kommandoebene, sondern erst im dritten Glied. Und wie es sich bei einem Unternehmen von der Größe einer IBM gehört, benötigt es einige Zeit, bis sich was von der dritten Ebene in die höchsten Regionen durchspricht.

So begab es sich, daß 1980 nach vielen und langwierigen Diskussionen, der Beschluß gefaßt wurde, einen Desktop Computer zu bauen. Als die damit befaßte Gruppe die Problematik näher beleuchtete, kam man zu dem Schluß, daß dieser Computer mit Hardware-Komponenten gebaut werden müßte, die nicht von IBM hergestellt werden. Wieder endlose Diskussionen. Nachdem diese Problematik gelöst war, gab‘s noch ein Betriebssystem zu ergattern. Da man sich bei IBM entschlossen hatte, den 16-Bit Prozessor 8086 von Intel einzusetzen, mußte man natürlich auch ein entsprechendes Betriebssystem haben.

Gary Kildall, der Boß von Digital Research war aber auf IBM nicht gut zu sprechen und zeigte den IBM-Abgesandten die kalte Schulter. Bis dahin war Bill Gates und Microsoft für IBM eine "Nichtgröße". Trotzdem machten sich die "IBM-Sucher" ins verregnete Seattle auf, um bei Billy-Boy vorzusprechen. Der versprach allzugleich. das Gewünschte zu liefern, wohl wissend, daß er dazu nicht die geringsten Ressourcen hatte. Wie allgemein bekannt, bleibt in dieser Branche nichts geheim. So wußten die Microsöftler, daß ein gewisser um Patterson von Seattle Computer Products gerade an einer Portierung von CP/M auf den 16-Bit Prozessor 8086 arbeitete.

Das Projekt Chess Chess - so hieß das Projekt "Personal Computer" intern bei IBM - wurde schlußendlich von einem Betriebssystem gesteuert, das Microsoft um einen Pappenstiel um Patterson abkaufte. Hier wurden verschiedene Summen kolportiert, feststeht, daß Tim Patterson sowie auch Gary Kildall sich des öfteren in den Hintern gebissen haben werden. Tim Patterson heuerte später bei Microsoft an, über den momentanen Verbleib ist aber nichts bekannt. Am 12. August 1981 war es dann soweit: IBM stellte den ersten Personal Computer vulgo Chess vor. Die 16K-Basisversion (16 KByte Speicher) kostete 1.565 Dollar, je nach Ausbau war 6.000 Dollar das Ende der Fahnenstange.

8086 und später Über die PC mit den Prozessoren 8086 (8089) sowie 80286 gibt es kaum Berichtenswertes. Die Architektur, mit der wir heute arbeiten wurde mit dem 80386 geboren. Zwei wesentliche Technologien fanden hier ihren Eingang. Der V86 Modus und virtueller Speicher. Mit dem V86 war es möglich, DOS-Programme im "protected mode‘~ zu fahren und dabei über spezielle Treiber mehr Speicher als 1 Mbyte anzusprechen.   Der virtuelle Speicher war in "Dinos" wie man die Mainframes auch nannte  schon lange Gang und Gäbe. Die Speicherverwaltung ermöglichte es von Programmen  verwendete Speicherseiten (Pages: darum wird das Swapfile bei Windows NT auch Pagefile genannt) auf die Festplatte auszulagern. Damit kann freigewordenes echtes RAM (das ia wesentlich schneller ist) zu Laden eines neuen Programmes herangezogen werden.

Mit dem 80486 wurde dann die Revolution eingeläutet. Da die Anwender immer mehr Geschwindigkeit bei der Programmausführung benötigten und die Programme immer mehr Funktionen hatten wurde der Einsatz des Co-Prozessors immer wichtiger. Im 80486 wurde die FPU (Floating Point Unit) das erste Mal in das Prozessorgehäuse integriert. Die Preise der Prozessoren waren damals noch sehr hoch. Intel wollte unbedingt die 80286 Prozessoren killen. Dies hatte zwei Gründe: AMD und Harris waren bei Taktfrequenzen von 16 MHz angelangt, die Intel-Ausführungen krebsten bei 8 und später 12 MHz herum. Außerdem hatte Intel einen Vertrag mit AMD (und auch IBM), nachdem AMD als Zweitlieferant für 80286 Prozessoren fungierte.   Diese Vertragsklausel wurde Intel von IBM aufs Auge gedrückt, bevor man sich entschloß. PC mit 80286 Prozessoren - die man dann AT (Advanced Technoloy) nannte - auf den Markt zu bringen. Da auch die 80386 Prozessoren nicht unbedingt in das Marktbild Intels paßten und der 80486 zu teuer war, schritt man zu einer groben Lösung. Der 80486 wurde ganz einfach kastriert. Der CoProzessor wurde lahmgelegt und das interne Cache ebenso. Der kastrierten Version gab man den Namen 80486SX. Findige Köpfe fanden aber gleich Lösungen wie man den stillgelegten Co-Prozessor wieder aktivieren konnte.

Mit dem 80486 läutete Intel aber auch eines der interessantesten Verwirrspiele der lnformationstechnologie ein. Die Devise war: Verwirre den Markt so. daß sich niemand mehr auskennt und bringe möglichst viele verschiedene Prozessoren auf den Markt. Da sich ein Name wie 80486 markenrechtlich nicht schützen läßt, also jeder Prozessoren bauen und sie ebenso bezeichnen kann, kam Intel auf die Idee, jedem neuen Prozessor einen Namen zu geben. Dies war dann die Geburtsstunde des Pentium.

Schon bei einem normalen 80486 mit einer Taktfrequenz von 33 MHz war der Datentransport zwischen Prozessor und Speicher sowie zur anderen Peripherie durch den langsamen Bus gehandikapt. Besonders die Grafikkartenhersteller waren von dieser Malaise betroffen. Mancher Hersteller ging sogar so weit, mit besonderen Tricks die Benchmarkprogramme auszubremsen. Als Benchmarks wurden in den USA besonders jene vom PC-Magazine verwendet. Der kanadische Grafikkartenhersteller ATI brachte immer besonders gute Benchmarkwerte in die Vergleichslisten, bis man draufkam, daß die Testroutinen des PcMag-Benchmarks ausgetrickst wurden. Also mußte eine Lösung her. Und so wurde der VLB geboren.

Der VESA Local Bus griff in den CPU-Memory Bus (33 MHz Takt) ein, über einen Controller (Bridge) wurde die Bildschirmkarte angesteuert. Dieser Schnellschuß erwies sich aber nicht als eine dauerhafte Lösung. Intel kreierte den PCI-Bus (PCI Peripheral Component Intereonneet). Auch er greift ähnlich wie der VLB auf den CPU-MemoryBus zu. Die Version l.x dieses Standards hat eine Busbreite von 32 Bit bei einem Takt von 33 MHz. Nicht gerade berauschend, diese Spezifikation. Nun, in der Version 2.1 wird der Bus auf 64 Bit verbreitert und mit 66 MHz läuft‘s auch schneller.

Dazwischen gab‘s von IBM den MicroChannel und von Compaq und Konsorten des EISA-Bus (EISA = Extended Industrie StandardArchiteeture). Beide konnten sich nicht durchsetzen obwohl beide Systeme durchaus ihre Meriten hatten. In der Zwischenzeit hatte Intel mit AGP (Accelerated Graphies Part) ein neues Fleckerl der x86-Architektur hinzugefügt.